\section{Übersicht} \subsection{Was ist Musiktheorie?} \paragraph{Musik} \begin{itemize} \item Melodien \item Harmonien \item Rhythmus \item Dynamik \item Instrumente \begin{itemize} \item Klangfarbe \end{itemize} \item Erzählungsstruktur \end{itemize} \begin{figure} \centering \begin{tikzcd} \text{Noten} \arrow{r}{}& \text{Instrumente}\arrow{d}{}\\ & \text{Schall}\arrow{d}{} \\ \text{Empfindung} \arrow{uu}{\text{komponieren}} & \text{Ohr}\arrow{l}{} \end{tikzcd} \label{musikkomdiag} \end{figure} \paragraph{Theorie} \begin{itemize} \item Abstraktion \item Analyse \item Struktur/Erklärungen \item Modell \item generiert falsifizierbare Hypothesen \end{itemize} Mathematik: \begin{itemize} \item Axiome \item Folgerungen \item (Konventionen) \end{itemize} Naturwissenschaften: Eine Theorie sollte auf einfachen Annahmen beruhen und daraus Vorhersagen über die Realität ermöglichen. \paragraph{Musiktheorie} Wunsch \begin{itemize} \item Allgemein gültige Theorie (erklärt alle Musikstücke) \item Empfindung erklären (siehe \autoref{musikkomdiag}) \item Klassifikation von Musik \item Abgrenzung zu nicht-Musik \item Neue Musik generieren $\leadsto$ Hypothesentest \end{itemize} Realität \begin{itemize} \item Gültigkeit beschränkt auf westliche, europäische Musik, ausgewählter männlicher, weißer Künstler aus dem 16. - 20. Jh. \item Klassifikation funktioniert innerhalb des Gültigkeitsbereiches recht gut. \item Heuristiken \item Erklärung funktioniert nicht \item Hilfsmittel zum Generieren neuer Musik \item grenzt (mit Absicht!\footnote{Empfehlung: \url{https://www.youtube.com/watch?v=Kr3quGh7pJA}}) gegenüber nicht-weißer Musik ab \end{itemize} \subsection{Aspekte von Musiktheorie} Worüber trifft Musiktheorie Aussagen? \begin{itemize} \item Tonleitern (Auswahl aus dem Tonvorrat) - Axiom \item Tonart (Tonleiter mit Grundton) - Axiom \item Harmonie \begin{itemize} \item Intervalle - Folgerung \item Akkorde - Folgerung \begin{itemize} \item Terzschichtungen - Konvention \end{itemize} \item Kadenzen - Folgerung? \item Konsonanz, Dissonanz - Axiom \end{itemize} \item Tonsatz, z.B. Generalbass - Folgerung \item Betonung - Konvention \item Rhythmus - Konvention \item Formlehre - Konvention \item Melodien / Stimmführung - Axiom \item Modulation - Folgerung \item Instrumentation - Konvention \item Tonvorrat - Axiom \item Kammerton - Konvention \item Enharmonik - Folgerung \item Notation - Konvention \end{itemize} \begin{question} Existieren Leittöne auch in anderen Musikrichtungen? \end{question} \paragraph{Stilmittel} \begin{itemize} \item Vibrato \item Glissando \item Flageoletttöne \item Verzerrungen \item Verzierungen \end{itemize} Einige Aspekte werden in klassischer Musiktheorie nicht behandelt: \begin{itemize} \item Stimmungssysteme \item Rhythmus \item Dynamik \item Klangfarbe \item Raumzeit$^\text{TM}$ \end{itemize} Wir wollen im Folgenden Musiktheorie aus Mathematik und möglichst einfachen Axiomen aufzubauen. \subsection{Intervalle} \begin{definition}[Schall] \vocab{Schall} ist eine Funktion $f: \text{Zeit} \to \text{Druck}$ bzw. $f: \text{Zeit} \to \text{Luftbewegung}$ \end{definition} \begin{definition}[Ton] Ein \vocab{Ton} entspricht einer Schwingungsfrequenz. \end{definition} \begin{observe} Die Funktion $\sin(2\pi \cdot f \cdot t)$ ist periodisch mit $T_0$ genau dann, wenn $f = k \cdot \frac{1}{T_0}$ für ein $k \in \Z$. \end{observe} \begin{definition}[Lineares Modell der MTT] Jede Funktion mit Periode $T_0$ kann als Summe von Funktionen der Form $a \cdot \sin(2\pi \cdot f \cdot t), a\cdot \cos(2\pi\cdot f\cdot t)$, $f = k \cdot \frac{1}{T_0}, a \in \R, k \in \Z$ dargestellt werden. Für $k=1$ ergibt sich die \vocab{Grundfrequenz} $\frac{2\pi}{T}$, für $k \ge 2$ reden wir von \vocab[Oberton]{Obertönen}. \end{definition} \todo{Obertöne Saiteninstrument (Alle Obertöne), Flöte, Querflöte (Obertöne nur für $k \in 2\N + 1$)} \begin{table}[htpb] \centering \caption{Obertöne} \label{tab:obertoene} \begin{tabular}{clcccc} $k$ & Ton & Frequenz-& Halb- & EDO12 & Reine Intervalle\\ & & verhältnis & töne& &(Cent) \\ \hline $1$ & C \\ & $\shortdownarrow$ Oktave & $2$ & $10$ & $2,000$ & $1200$\\ $2$ & C \\ & $\shortdownarrow$ Quinte & $\frac{3}{2}$ & $7$ & $1,4989$ & $702$\\ $3$ & G \\ &$\shortdownarrow$ Quarte & $\frac{4}{3}$ & $5$ & $1,3348$ & $498$\\ $4$ & C\\ &$\shortdownarrow$ gr. Terz & $\frac{5}{4}$ & $4$ & $1,2599$ & $386$\\ $5$ & E \\ &$\shortdownarrow$ kl. Terz & $\frac{6}{5}$ & $3$ & $1,1892$ & $316$\\ $6$ & G\\ &$\shortdownarrow$ & $\frac{7}{6}$ & $3$? & & $267$\\ $7$ & B ? \\ &$\shortdownarrow$ & $\frac{8}{7}$ & $2$? & & $231$\\ $8$ & C\\ &$\shortdownarrow$ gr. Sekunde & $\frac{9}{8}$ & $2$ & $1,1225$ & $204$\\ $9$ & D \\ &$\shortdownarrow$ gr. Sekunde & $\frac{10}{9}$ & 2 & $1,1225$& $182$\\ $10$ & E \\ \end{tabular} \end{table} \begin{observe} $\frac{9}{8} = \frac{10}{9}$ ??? \end{observe} Es ergeben sich außerdem \begin{table}[htpb] \centering \caption{Intervalle} \label{tab:intervale} \begin{tabular}{lll} Intervall & Verhältnis & Reines Intervall (Cent)\\ gr. Sexte & $\frac{5}{3}$ &$884$\\ kl. Sexte & $\frac{8}{5}$ &$814$\\ kl. Septime & $\frac{9}{5} \approx \frac{7}{4}$ & $1018 \approx 969$\\ Tritonus & $\sqrt{2}$ \end{tabular} \end{table} \begin{remark} Es ergibt sich als Frequenzverhältnis (in Bezug auf C) für gis (über E) $25:16$ und für as $8:5$. Diese Töne sind hier also tatsächlich verschieden. \end{remark} \todo{Skizze: Versuch der Konstruktion eines Tonvorrates mit sauberen Intervallen} Buchempfehlung: R. Duffin - ``How equal temperament ruined harmony - and why you should care''. \todo{Bild Flageoletttöne} Da das leider nicht genau aufgeht definieren wir als atomares Intervall: \begin{definition}[Halbton] \vocab{Halbton} $\coloneqq 2^{\frac{1}{12}}$. Dieses Stimmungssystem nennt sich \vocab{EDO12} oder auch \vocab{12-TET}. \end{definition} Dementsprechend ist ein Intervall mit $n$ Halbtonschritten definiert als $2^{\frac{n}{12}}$. Um kleinere Tonabstände beschreiben zu können definieren wir ferner: \begin{definition}[Cent] \vocab{Cent} $\coloneqq 2^{\frac{1}{1200}}$ \end{definition} \begin{remark} Die Wahrnehmungsschwelle liegt bei \todo{Recherchieren} \end{remark}